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Eigenes Gleisbett oder nicht? – Königsbrücker im Disput

Logistik, die an Schachbrett-Strategien erinnert, müssen die Bauplaner der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) für den Albertplatz produzieren. An 20 verschiedenen Bauabschnitten – nacheinander, manchmal auch zugleich – wird der Platz erneuert. Trotzdem soll der Verkehr rollen. Heute Nacht begannen die Gleisbauer mit den Arbeiten direkt auf dem Albertplatz. DVB-Technik-Vorstand Frank Müller-Eberstein: „Ab 1. August werden das voriges Jahr verpfuschte Pflaster als Gewährleistung der Baufirma neu verlegt und der Bordstein so angehoben, dass auch Rollstuhlfahrer einsteigen können.“ Bis Anfang November soll die 9,5 Millionen Mark (4,85 Mio. Euro) teure Baustelle Albertplatz erledigt sein. Zu erledigen sind bis dahin noch der behindertengerechte Haltestellenausbau Bautzner Straße, der Gleisanschluss in die Königsbrücker Straße und die Radwegeführung. Gleisanschluss und Radwegeführung werden allerdings noch heftig diskutiert. Der Gleisanschluss, weil es zwar einen Stadtratsbeschluss zum vierspurigen Ausbau samt eigenem Gleiskörper für die Bahn auf der Königsbrücker Straße zwischen Katharinenstraße und Bischofsweg gibt, der aber vom Regierungspräsidium noch nicht genehmigt wurde. Gegen vier Spuren protestiert ein Teil der Grundstücksbesitzer, weil dann die Stadt bis in die Vorgärten eindringen müsste. Mit dem gegenüber der Fahrbahn eigenen Gleiskörper ist die Autofahrerlobby nicht einverstanden, weil dann kaum Platz zum Ausweichen bleibt.

Müller-Eberstein jedoch: „Ohne eigenen Gleiskörper wird es keine 75-prozentige Förderung durch den Bund geben. Wenn die Stadt das Geld selber aufbringt, habe ich nichts dagegen, aber eine Entscheidung muss her, solange es noch Geld gibt.“ Auch Wirtschafts- und Verkehrsbürgermeister Rolf Wolgast (SPD) wolle prüfen, ob es nicht doch auf gleichem Niveau mit Bahn und Auto funktioniere.

Die Radfahrer protestieren mit dem Fahrradbund ADFC im Rücken gegen Radwege, die über Pflaster durch Fußgängerflächen geführt werden sollen. Auch wenden sie sich gegen den Wechsel zwischen Radweg und Fahrbahn an der Bautzner Straße. Stattdessen fordern sie einen Radstreifen am Rande der Autofahrbahn.

DVB-Hinweis: Die Straßenbahnlinien 3, 7, 8 werden am Carolaplatz über Neustädter Bahnhof umgeleitet.

Sächsische Zeitung (Peter Redlich) 1. August 2001

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